Ausrottung durch Vermischung

Ausrottung durch Vermischung

Intraspezifische Homogenisierung

Die Vernichtung der Dunklen Biene erfolgte nicht physisch, sondern genetisch!

Der Niedergang der Dunklen Biene Apis mellifera mellifera in ganz Europa begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, und doch ist das Thema gerade heute hochaktuell, das in der Wissenschaft zunehmend diskutiert wird. Die Zerstörung von Populationen durch genetische Vermischung wird als eine der Hauptgefahren für die ökologische und genetische Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt global angesehen. Und: die Dunkle Biene gehörte wohl mit zu den weltweit ersten Tieren, die auf diese Weise verdrängt und schließlich fastfuckingvideos.cc gänzlich ausgerottet wurde. Wissenschaftler nennen dieses Phänomen Intraspezifische Homogenisierung.

Es war Pfarrer Johann Dzierzon (poln. Jan Dzierżoń), der im Jahre 1853 erstmals Bienen einer fremden Rasse, der Italienischen Biene Apis mellifera ligustica, nach Deutschland einführte und Zuchtversuche mit ihr unternahm (er entdeckte unter anderem die Jungfernzeugung, Parthenogenese, bei der Biene). Er züchtete, glaubt man der Literatur, diese „seine“ gelbe Ligustica sehr erfolgreich am eigenen Stand und verbreitete sie in recht großem Stil in ganz Deutschland.  Damit war der erste Schritt getan in Richtung genetischer Unterwanderung unserer heimischen Dunklen Biene durch Verkreuzung mit einer anderen, gebietsfremden Unterart der Honigbiene. Wir erinnern uns: die Geschlechtstiere unserer Honigbiene entfernen sich viele Kilometer von ihrem Bienenstock, um sich auf sogenannten Drohnensammelplätzen im freien Luftraum zur Paarung zu treffen. Jede Königin wird dort von bis zu 20 Drohnen begattet.

Im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte nach Dzierzons Versuchen wurden von Imkern und Züchtern Honigbienen aus vieler Herren Länder eingeführt, mit den unterschiedlichsten genetischen Eigenschaften und von diversen geografischen Rassen stammend. Der Mensch hat die natürlichen, geografischen Barrieren überwunden, und gebietsfremde Honigbienen nach Mitteleuropa eingeführt. Es waren vor allem Krainer Bienen, Cyprier, Anatolier, Ägypter und Bienen des Kaukasus, die völlig unkontrolliert und von klugen Geschäftemachern eingeschleppt wurden. Dies hatte zunächst nur einen geringen, im Laufe der Zeit aber immer stärkeren genetischen Einfluss auf unsere Dunkle Biene in Deutschland: sie wurde mehr und mehr genetisch unterwandert, verkreuzt, und somit durch Hybridisierung bis hin zur Unkenntlichkeit zerstört. Dieser Prozess begann in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts und setzte sich bis in die 1980er Jahre in etwa fort. Tatsächlich durfte ich zu Beginn meiner Imkerlaufbahn in den 1979/1980er Jahren noch auf Schwärme stoßen, deren Bienen nach der Beurteilung des optischen Gesamteindruckes noch deutliche Mellifera-Gene in sich tragen mussten. Diese wenigen, damals noch vorhandenen „Landbienenreste“ wurden seitdem durch systematische, intensive Zucht und Verbreitung der Carnica- und der Buckfastbiene endgültig verdrängt. Am längsten konnten sich diese Reste der Dunklen Biene noch in der Heidebiene der Korbimkereien im Gebiet zwischen Hamburg und Lüneburg halten.

Die Dunkle Biene in Deutschland wurde damit nicht physisch ausgerottet, sondern genetisch durch Unterwanderung anderer, fremdländischer Bienenrassen. Sie wurde in Deutschland von Imkerhand bis zur Unkenntlichkeit ausradiert.

Dieser Prozess war auch in allen anderen Ländern Europas zu beobachten; er setzt sich bis heute ungebremst fort. Durch Jahrzehntelange, oft unerkannte Vermischung, hauptsächlich mit Carnicabienen, wurden sämtliche Dunkle Bienen Österreichs, der Schweiz, der Beneluxländer, Polens, Tschechiens, der Baltischen Staaten, Englands und Dänemarks genetisch mehr oder weniger unterwandert und damit zerstört. Lediglich in Norwegen, Schweden, in Finnland, Irland sowie auf wenigen atlantischen und baltischen Eilanden konnten noch Restpopulationen der Dunklen Biene erhalten werden. Doch auch hier sieht es dramatisch aus: die Hybridisierung mit Fremdbienen, hier hauptsächlich mit der Italienischen Biene Apis mellifera ligustica, schreitet voran, und bislang scheint es unmöglich, diesen Prozess aufzuhalten.

Die Schlussfolgerung aus dem Gesagten kann daher nur lauten, dass ein unbedingter Erhalt der Dunklen Biene in den Regionen und Ländern, wo sie heute noch unvermischt vorkommt, nötig ist. Dies wird allerdings nur mit Hilfe staatlich geschützter, großzügig angelegter Reinzuchtgebiete, Reservate und Belegstellen (zum Beispiel auf Inseln) sowie einer ausreichenden Zahl engagierter Imker und Züchter gelingen.

Der Import von einigen wenigen Mellifera-Königinnen nach Deutschland allerdings wird nicht nicht zu einer „Wiederansiedlung“ der Dunklen Biene hier bei uns führen.

Die Dunkle Biene steht, wie andere Unterarten auch, am Rande ihrer, durch den Menschen verursachten, Ausrottung. 

Literaturhinweise:

  • Adam, Bruder (1985) Auf der Suche nach den besten Bienenstämmen. Ehrenwirth Verlag München.
  • Adam, Bruder (1982) Züchtung der Honigbiene Delta Verlag Martin Buske, St. Augustin. Adam, Bruder (1989) Meine Betriebsweise 5. Auflage. Ehrenwirth Verlag München.
  • Baumgarten, Fritz (1978) Reinzucht – Kreuzungszucht aus der Praxis. Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker e.V., Bad Segeberg
  • Büdel, Anton u. Herold, Edmund (1976) Bienen und Bienenzucht 2. Auflage Ehrenwirth Verlag München.
  • Cooper, Beowulf A. (1986) The Honeybees of the British Isles. British Isles Bee Breeders’ Association, Derby.
  • Golz, Wolfgang (1980) Die Zucht der Biene aus praktischer Sicht. Allgemeine Deutsche Imkerzeitung.
  • Holm, Eigil (1995) Die Veredelung von Bienen. Ehrenwirth Verlag München.
  • Ruttner, Friedrich (1988) Zuchttechnik und Zuchtauslese bei der Biene. 6. Auflage. Ehrenwirth Verlag München.
  • Ruttner, F. (1988) Biogeography and Taxonomy of Honeybees. Springer Verlag, Heidelberg.
  • Ruttner, F. (1992) Naturgeschichte der Honigbienen. Ehrenwirth Verlag München.
  • Ruttner, F. (1990) The Dark European Honey Bee. British Isles Bee Breeders’ Association, Derby.
  • Ruttner, F. et. al. (1980) Königinnenzucht. Apimondia Verlag, Bukarest.
  • Sklenar, Guido (1938) Imkerpraxis. Selbstverlag Mistelbach, Österreich.
  • Weiß, Karl (1991) Zuchtpraxis 3. Auflage. Ehrenwirth Verlag München.
  • Zander, Enoch (1944) Die Zucht der Biene 6. Auflage. Verlagsbuchhandlung Eugen Ulmer, Stuttgart