Die Tellbiene Apis mellifera intermissa

Die Tellbiene

Apis mellifera intermissa

Die Schwarze Biene Nordwestafrikas

Im Gegensatz zur Rifbiene ist die Dunkle Tellbiene Apis mellifera intermissa des nordwestafrikanischen Hügellandes von Tunesien bis Marokko recht gut erforscht. Sie besiedelt das Gebiet des „Maghreb“, also das Hügelland zwischen der Mittelmeer- und Atlantikküste bis an den Rand der Sahara, soweit es die Vegetation erlaubt. Hier herrscht das sommerheiße und wintermilde Klima in seiner härtesten Form vor: Bei Sommertemperaturen von bis über 40 Grad C und einer regenlosen Zeit von Mai bis Oktober sowie winterlichen Frostnächten ist es wahrlich kein Paradies, in dem sich diese Biene behaupten muss. In Jahren mit niederschlagsarmen Wintern wird dann der Sommer zur Hölle, und weite Landstriche verlieren dann mit der Vegetation auch ihre Bienen. Es sind dies die Jahre, in denen sich die Wüste weiter ausbreitet (verstärkt in den letzten Jahrzehnten durch den Klimawandel). Anstelle einer besonderen „Winterfestigkeit“ treten jetzt andere Eigenschaften, die zum Überleben der Sommerdürre befähigen: ein extremer Schwarmtrieb, eine überaus große Fruchtbarkeit und Brutlust, hohe Langlebigkeit der Bienen und eine genetische Brutpause im Sommer zeichnen die Intermissa aus. Von Juni bis September ist in den Völkern keine Brut zu finden, sie „Übersommern“ also, um im Oktober mit dem Einsetzen der ersten Regenfälle und dem Erwachen der Natur wieder mit der Brut zu beginnen. Im Frühjahr und im Herbst ist dann die Gegend wie verzaubert: überall blühen die vielen fuckingvideos.cceinjährigen Mittelmeer-Wildkräuter, deren Samen oft jahrelang im Ruhezustand verbringen. Doch auch die typischen Mittelmeergehölze wie der Erdbeerbaum Arbutus unedo, die Pistazien, die Ziziphus jujuba und andere blühen zweimal im Jahr: im Frühling und im Herbst. Sie bringen dann den Honigsegen.

Äußerlich ist die Intermissa eine pechschwarze Biene, und auch viele Grundeigenschaften teilt sie mit ihren nördlichen Verwandten Iberica und Mellifera. Dennoch stellt die Intermissa eine Biene des Mittelmeerklimas dar: sie ist viel kleiner und feingliedriger als die Bienen Westeuropas, außerdem zeigt sie im Gegensatz zur Iberica und Mellifera einen hohen Kubitalindex. Folgende Eigenschaften teilt sie mit den Bienen des Orients: zur Schwarmzeit werden Hunderte Weiselzellen angesetzt; oftmals werden mehrere Königinnen gleichzeitig im Volk gefunden. Schon nach 5-6-tägiger Weisellosigkeit treten Eier legende Arbeitsbienen auf. Auch der Hang zur Stillen Umweiselung ist höher als bei Europäischen Bienen. Und zuguterletzt ist die Intermissa nicht in der Lage, in Mitteleuropa zu überwintern. Sie kennt fluglose Zeiten nicht, denn auch im Winter folgt nach jeder Frostnacht wieder ein Tag mit Flugwetter. Tagestemperaturen von unter 10 Grad C sind im Verbreitungsgebiet der Intermissa unbekannt.

Daher schlugen wiederholte Versuche, sie in Europa zu halten, regelmäßig fehl. Evolutionsgeschichtlich kann die Intermissa als Kernrasse der westmediterranen Gruppe betrachtet werden. Dies heißt nicht, dass alle anderen Mitglieder von ihr abstammen, aber es könnte dennoch bedeuten, dass die Intermissa dem gemeinsamen Vorfahren am nächsten steht. Wahrscheinlich kam dieser Vorfahre im damals warmgemäßigten Nordafrika vor, aus dem sich alle anderen Mitglieder der Gruppe entwickelt haben. So auch die Sizilianische Biene und die Maltabiene.

Offen bleibt noch die Frage, woher die Westmediterrane Gruppe stammt, ist sie doch so grundlegend anders als alle anderen Bienen Afrikas und des östlichen Mittelmeergebietes. Eine eindeutige evolutionäre Verbindung wurde bis heute noch nicht entdeckt; sie muss es aber gegeben haben. Vielleicht lebte einst in der ehemals grünen Sahara eine Biene, die als gemeinsamer, direkter Vorfahre aller heute existierenden Bienenunterarten angesehen werden kann. Die Zukunft wird das Geheimnis vielleicht lüften.