Die Dunkle Norwegische Biene

Die Dunkle Norwegische Biene

Mellifera-Bienen aus Norwegen

Unsere ersten Dunklen Bienen

Am 23. März 1983 erhielten wir auf eine Anfrage Post aus Norwegen. Es war ein Brief von Odd Rosenberg, dem damaligen Vorsitzenden des Norwegischen Imkervereins, dem Norges Birøkterlag. In diesem Schreiben fand Rosenberg es als „bemerkenswert“, dass es in Deutschland keine Dunkle Biene mehr gab, in Norwegen dagegen sehr wohl, die damals schon in einem Zuchtprogramm dort rein erhalten und verbessert wurde. Weiters führte Rosenberg an, dass die norwegische Mellifera hauptsächlich von den Berufsimkern im Süden und Westen des Landes bevorzugt werde. Und letztendlich kam er gleich im ersten Brief auf eine mysteriöse Theorie zur Herkunft der norwegischen Dunklen Biene zu sprechen.

Hierzu aber später mehr in diesem Bericht…

Rosenberg sagte noch in diesem Schreiben die Lieferung einer Mellifera-Reinzuchtkönigin an uns zu! Welch Freude. Der Grundstein für unsere Erfahrungen mit der Nordbiene wurde also gelegt, und noch viel wichtiger:

120 Jahre nach Ausrottung der Mellifera auf deutschem Boden sollte diese wieder zurück nach Deutschland kommen! Und mit ihr ein wieder aufflammendes Interesse an unserer einzigen ursprünglich einheimischen Honigbiene!

Anfang August 1983 war es dann soweit: die erste Königin der Dunklen Biene Apis mellifera mellifera wurde per Eilpost zugestellt, sie befand sich im damals üblichen hölzernen Versandkäfig. Sowohl die Königin wie auch die Begleitbienen waren in ausgezeichneter Verfassung. Und das Wunderbarste war: die Einweiselung erfolgte ohne Probleme in ein Jungvolk unserer damaligen „Landbienen“, die sich damals noch in Normalmaßbeuten aus Styropor befanden, hauptsächlich in Melporit-Beuten und Melpodur-Magazinen. Wer kann sich an diese Beuten noch erinnern?

In den folgenden Jahren wurden weitere Importe aus Norwegen vorgenommen; ausnahmslos vom Norwegischen Imkerbund. Die Reinerhaltungsgebiete der Mellifera-Zucht des Norwegischen Imkerbundes liegen in den Kreisen Rødberg und Buskerud, ca. 100 km nordwestlich von Oslo, in einer vor Fremddrohnen (Carnica) absolut sicherer Gegend. Dagegen liegt das Reinzuchtgebiet der Population Flekkefjord an der äußersten Südwestspitze Norwegens, ca. 400 km südwestlich von Oslo.

Damals, im Jahre 1983 und auch danach, waren wir in ganz Deutschland die einzigen, die sich für die Nordbiene interessierten, und erst Recht die einzigen, die sie einführten. Durchweg wurde uns davon abgeraten, diese „Nordrasse“ zu importieren. Sie sei in einer modernen Imkerei gar nicht zu gebrauchen und höchst aggressiv; sie passe so gar nicht zu unseren „Südrassen“.

Die Vorhersagen haben sich nicht bewahrheitet. Die reine Dunkle Biene vom Norwegischen Imkerbund, wie wir sie kennen gelernt haben, waren ähnlich sanft wie unsere damaligen Landbienen, wenn auch nicht wabenstet. Und alle anderen typischen Eigenschaften kamen schon im ersten Jahr nach der Einweiselung zum Vorschein: die absolute Robustheit und Langlebigkeit der Bienen, die zaghafte Brutentwicklung im frühen Frühling, der große Fleiß und Pollensammeltrieb dieser Biene, die starke Neigung zum Kitten und die große Sparsamkeit. Alles typische Eigenschaften für reine Dunkle Bienen, zu denen die norwegische Mellifera eindeutig gehört. Sie zählt zu den am besten rein erhaltenen Dunklen Bienen, die wir jemals kennen gelernt haben, ohne jegliche Einflüsse anderer Fremdbienen.

So, und nun noch ein Wort zu möglichen Herkunft dieser Biene. Wissenschaftler gehen eher davon aus, dass sich diese Biene seit der Eiszeit an der milden Küste Norwegens hat erhalten können, bis heute. Es gibt aber noch eine andere, mystische Theorie: Demnach haben deutsche Siedler im 18. und 19. Jahrhundert diese Bienen aus der Lüneburger Heide mitgebracht. Handelt es sich somit vielleicht um die alte deutsche Biene? Wenn dies stimmt, dann dürfte die Behauptung, die alte reine deutsche Biene gebe es nicht mehr, nicht der Wahrheit entsprechen. Die Norwegische Dunkle Biene wäre dann tatsächlich „die“ Deutsche Biene schlechthin. Möglicherweise werden gentechnische Untersuchungen der Erbsubstanz weitere Klarheit bringen.

Die ersten im Jahre 1983 schlüpfenden, schwarzen Arbeiterinnen zeigten uns den Weg in eine neue Ära in unserer Imkerei, dem wir bis heute folgen. Dank der Norwegischen Mellifera ist in uns die Liebe zu dieser Biene erwacht.